Deutschland ist ein Sportland. Eine gewagte These, sicher. Man möge sich nur die Ergebnisse der letzten Leichtathletik-Weltmeisterschaft ansehen. Keine Medaille. Keine einzige für Deutschland. Und gerade die Leistungen im Werfen, Weit- oder Hochsprung sind meistens der Index, wie es um Sportdeutschland steht. Nicht gut, könnte man jetzt sagen. Und dennoch gilt immer noch: In kaum einer anderen Industrienation ist die Hürde, um Sport zu treiben niedriger. Kinderturnen gibt es in vielen Turn- und Sportvereinen fast zum Nulltarif. Wer Fußball spielen will, der bekommt für Monatlich 10 Euro schon gutes Training. Alles bezahlbar. Allein das Geld in der Spitze zum Leistungssport fehlt oft.

Riesige Indoorsport-Events sucht man in Bayern vergebens

Die Sportwelt im Süden Deutschlands ist vielfältig. Skifahren, Eishockey, Fußball, Basketball, Golf, Handball – vor allem am Alpenrand ist die Auswahl groß. Wer aber richtige Sportevents mit vielen Zuschauern sucht, der wird nicht so schnell fündig werden. Gerade Indoorsportarten finden gerne noch in muffigen Schulsportturnhallen statt. Ja, es gibt den EHC Red Bull München und auch die Basketballer des FC Bayern München, die vor größerem Publikum spielen. Aber was ist schon „groß“? 5000 Zuschauer? Fast so viele strömen regelmäßig zu den Spielen des EHC. Für eine Millionenstadt wie München etwas schwach, möchte man meinen. Mit der Eröffnung der SAP-Arena im Oktober diesen Jahres könnten wirkliche Sportevents in der Landeshauptstadt Einzug halten. Wer wissen will, wie so etwas aussieht, der muss wirklich in andere Bundesländer, in andere Hallen.

Lanxess-Arena als Leuchtturm in Deutschland

Die Lanxess-Arena in Köln ist Deutschlands größte Eventhalle. 20 000 Zuschauer passen rein. In Deutschland ein Spitzenwert, international angesehen. Im Sport ist die Arena vor allem durch die Heimspiele der Kölner Haie bekannt geworden aber auch als Handball-Tempel. 2007 fand hier auch die Handball-Weltmeisterschaft 2007 statt. Deutschland kam bekanntlich ins Finale und holte sich nach 29 Jahren erstmals wieder den Titel. 18 Millionen Menschen fieberten vor dem Fernseher und erlebten eine frenetische Halle, die an Stimmung kaum zu überbieten war. Bis 2024 hat die Handball-Nationalmannschaft in der Lanxess-Arena kein Spiel verloren.

Ein unvergesslichen Arena-Feeling

Was aber macht den Mythos „Lanxess-Arena“ aus? Beim REWE Final 4 um den Deutschen Handball-Pokal (12.-14.4.24) konnte man gut beobachten, was eine Event-Arena ausmacht und auf was man sich hoffentlich in München mit der neuen SAP-Arena freuen darf. Die Zuschauer sitzen recht eng gestaffelt in sehr steilen Rängen. Die Sicht ist fast von allen Plätzen recht gut, man fühlt sich schon mitgenommen. Gerade bei den Einlaufshows kommt dann die ganze Stärke der Eventmacher in Köln zu Trage. Auf einem sehr großen Videowürfel werden wirklich in sehr hoher Auflösungsqualität Videos abgespielt. Laser, Lichtershow tun ihr Übriges. Der Zuschauer ist voll dabei und vergisst erstmals ein wenig den Sport, der eigentlich im Mittelpunkt stehen soll. Kein Vergleich zu Sportevents in der Münchner Olympiahalle, die fast ein wenig aus der Zeit gefallen scheint.

Einlaufshow beim Handball Final 4 in der Lanxess-Arena 2024 Video: Bräu

Andere Stadt, andere Location und noch mehr Unterschiede

Noch ein Unterschied gefällig? Lange Weg. Wehe, du bist im vierten Rang, ganz oben, dann heißt: Bergsteigen auf Stufen. Es gibt Rolltreppen, aber die laufen entweder nicht oder gehen nicht bis nach ganz oben. Aufzugkapazitäten sind begrenzt. Auch in Sachen Catering fällt auf: Die Preise gestalten sich sehr, sehr fair. 5 Euro für eine leckere Currywurst mit Brot kann sich sehen lassen. Auch alle anderen „Gerichte“ sind in dieser Preiskategorie. Nur Getränke sind und bleiben eher teuer. Aber auch hier gilt: Hat man einen Becher gekauft, gibt es immer die Möglichkeiten, auf den Toiletten Leitungswasser nachzufüllen. Durchaus eine Alternative bei mehrstündigen Veranstaltungen in der Arena und kleinem Geldbeutel.  Wäre da noch die Umgebung. Köln ist nicht gleich München. Eindeutiger Punktgewinn für die bayerische Landeshauptstadt. Ja, in NRW haben sie den Kölner Dom. Ein imposantes Bauwerk im Gotik-Stil, durchaus eines der herausragenden Gebäude quer durch unsere Republik. Aber sonst? Nicht viel, kann man durchaus behaupten. Köln bleibt für Besucher eher weniger attraktiv, aber was soll’s: Man kommt schließlich für das Event und nicht wegen der Stadt. Auch deshalb rentiert es sich gerade bei Hotels sich im Umland umzuschauen und auf einen guten Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel zu achten. Es muss dann nicht immer das teuerste Bett in der Innenstadt sein. Schon 2018 besuchte unser Blog für zwei Nächte Köln, um die Gamescom zu besuchen. Die Preise von damals sind aber nicht mehr die von heute. Wer Geld sparen will, muss früh buchen und bekommt dann aber gerade in der Lanxess-Arena richtiges Eventfeeling, das man bei uns noch leider vergeblich sucht.

(Hannes Bräu)

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