Armut. Krieg. Erfolg. Alles das erlebte Heinrich Böll in seinem Leben. Doch wer war der Schriftsteller eigentlich? Der Nobelpreisträger hat die deutsche Nachkriegsliteratur geprägt.

Zwischen Ausbildung, Studium und Krieg – die prägende Jugend Bölls

Heinrich Böll wurde am 21. Dezember 1917 in Köln geboren. Schon früh in seiner Kindheit musste er aufgrund von Armut lernen, welche Folgen ein Krieg (1. Weltkrieg) haben kann. Sein Vater verlor durch die Inflation im Jahre 1923 seine Arbeit. Diese Zeit hatte den Jungen sehr geprägt. Der junge Böll besuchte in seiner Jugend zuerst eine Volksschule und danach das Kaiser Wilhelm Gymnasium. Nach seinem Abitur begann er eine Ausbildung zum Buchhändler, welche er nach einiger Zeit wieder abbrach. Daraufhin versuchte Heinrich Böll sein Glück 1939 mit einem Studium in den Bereichen Germanistik und klassischer Philologie. Dieses Studium musste er gezwungenermaßen wieder abbrechen, da er zum Wehrdienst in die Wehrmacht eingezogen wurde. Als Besatzungssoldat wurde Böll in Frankreich und Polen eingesetzt. 1941 wurde er zurück nach Deutschland beordert und diente dort als Wachsoldat. Nach einiger Zeit wurde er wieder in Frankreich stationiert. Zu Ende des Krieges musste er in Russland und Ungarn an der Ostfront kämpfen. Zuletzt geriet er in US-Gefangenschaft, jedoch kam er schnell wieder frei.

Aus der Not wird eine Tugend – die literarische Karriere

Aufgrund der fehlenden Ausbildung und des fehlenden Studiums musste er, um sich finanziell über Wasser zu halten, Kurzgeschichten für Zeitungen und Zeitschriften verfassen. In diesen Kurzgeschichten ist erkennbar, dass er das Erlebte aus dem Krieg, sowie den Tod seines Sohnes verarbeitete. Ebenfalls kritisierte er in seinen Werken die neu entstehende konservative Politik Adenauers und der neuen Bundesrepublik Deutschland. Im Jahre 1949 schloss Böll den ersten Verlagsvertrag ab. Zwei Jahre später gewann er den Förderpreis der Gruppe 47. Die Gruppe 47 ist eine Schriftstellervereinigung, die sich nach Ende des Krieges aus einer Münchner Zeitschrift hervortat. 1970 wurde er zum Präsidenten des PEN-Zentrums in Berlin. Das PEN-Zentrum ist ebenfalls eine Schriftstellervereinigung. Den Nobelpreis für Literatur bekam Heinrich Böll 1972 verliehen. Seine wichtigsten Werke waren: „Irisches Tagebuch“, „Die verlorene Ehre der Katrina Blum“, „Ansichten eines Clowns“, „Billiard um halb zehn“ und „Wanderer, kommst du nach Spa …“.

Im Fokus: “Wo warst du, Adam?”

Das 1951 erschienene Werk, „Wo warst du, Adam?“, erzählt über das „Leben“ an der Ostfront in Ungarn im Herbst 1944. Der Roman erzählt über viele kleine, banale Alltagssituationen. Das Buch zeigt vor allem den Wahnsinn des 2. Weltkrieges. Die Sprache vermittelt dem Leser zusätzlich die bedrückende Kriegsstimmung. Der Roman spiegelt die Schrecken des Krieges, nicht in großen Ereignissen, sondern in kleinen Details wieder. Im Vergleich der Handlungen des Romans und dem Lebenslauf von Böll wird eindeutig klar, dass er seine persönlichen Eindrücke des Krieges wiedergibt. Dies bekräftigen die erst vor kurzem veröffentlichen Tagebücher des Schriftstellers, die er während seines Kriegseinsatzes führte.

Die Heinrich Böll Stiftung

Heinrich Bölls Ermutigung zur zivilgesellschaftlichen Einmischung in die Politik ist Vorbild für die Arbeit der Heinrich Böll Stiftung. Ein Zitat von ihm: „Einmischung ist die einzige Möglichkeit realistisch zu bleiben“ ist Grundlage und Leitfaden der Stiftung. Die Grundwerte der Einrichtung sind Ökologie, Solidarität, Demokratie und Gewaltenfreiheit. Ebenso setzt sie sich für Kunst- und Kulturschaffende ein. Die Gelder werden durch Staatsspenden bezogen.

Abschließend lässt sich feststellen, dass Heinrich Böll einer der bedeutendsten Nachkriegsliteratoren der deutschen Literaturgeschichte ist. Durch seine umfangenden Erlebnisse hatte Böll einen besonderen Blick für die Gesellschaft und für die Zeit des Krieges, welche er in seinem Buch “Wo wart du, Adam?” auf besondere Art wieder spiegelt.

Der bereits verstorbene Literaturkritiker Reich-Ranicki erzählt äußerst unterhaltsam von Heinrich Böll

(Text Florian Gilg (in Zusammenhang mit einem Vortrag im Fach Deutsch))

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