Der folgende Kommentar wurde von Markus Baur, Kinder- und Jugendreferent der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, CSU-Gemeinderatsmitglied in GAP und Lehrer am Werdenfels-Gymnasium, verfasst und erscheint als Gastbeitrag zum Thema Luftfilter hier auf unserem Schülerblog.

Als Kinder- und Jugendreferent des Marktes Garmisch-Partenkirchen habe ich mit Bedauern die Entscheidung des Kreistags zur Kenntnis genommen, dass die Raumluftfilter für alle Schulen, die in der Sachträgerschaft des Landkreises Garmisch-Partenkirchen stehen, nicht angeschafft werden. Ich möchte hier an dieser Stelle noch einige Argumente ergänzen und Bemerkungen anfügen.

Luftfilter: Wissenschaftliche Forschungsergebnisse sind vorhanden

Grundsätzlich vertrete ich die Auffassung, dass die Kinder und Jugendlichen in ihrer Gesamtheit am besten in der Schule gefördert und unterrichtet werden können und aus diesem Grund man alle sinnvollen Investitionen tätigen muss, um dieses Ziel zu erreichen. Nun bleibt also die Frage zu klären, ob diese Anschaffung sinnvoll ist und ich bin hier der Meinung, dies kann man mit einem klaren „Ja“ beantworten. Bereits in einer Studie im Herbst 2020 hat das Forschungsteam unter der Leitung von Herrn Prof. Dr.  Christian Kähler klar aufgezeigt, dass mit derartigen Anlagen die Aerosolkonzentration selbst bei Kleinstpartikeln von 0,1 bis 0,3 µm zu 99,95% reduziert werden kann und sich im weiteren Verlauf grundsätzlich eine deutliche Reduzierung der Virenlast ermöglicht. Daraus ist klar ersichtlich, dass diese Geräte zu einem großen Teil in Kombination mit allen bisherigen Maßnahmen dazu beitragen könnten, das eingangs genannten Ziels zu erreichen.

Leise und effizient: Ein Luftfilter im Sekretariat der Realschule im Blauen Land Foto: Walser

Viele offene Frage

Daher meine erste Frage: Warum eine erneute Studie? Die genannte Studie ist sehr tiefgreifend ausgearbeitet und zeigt eine sehr wissenschaftlich fundierte Handschrift. Damit wäre eigentlich die Entscheidungsgrundlage bereits gelegt. Meine zweite Frage an die Verwaltung des Landkreises: Warum wurde nicht Sorge getragen, dass die Studie wenigstens den gesteckten Zeitrahmen einhalten kann? Im weiteren Abschnitt möchte ich die im Kreistag geäußerten Argumente eingehen, die ich aus der Berichterstattung des Garmisch-Partenkirchner Tagblatts vom Donnerstag, 02.12.2021, entnehmen konnte:

Technik, Kosten, Impfen

Die Kosten wurden mit 880 000 Euro beziffert, es stellt sich die Frage, ob diese Kosten nicht doch – etwa durch eine andere Wahl der Geräte etc. noch verringert werden könnten. Es wurde ausdrücklich die Notwendigkeit der Lüftung der Klassenräume betont. Das ist korrekt, nur wird diese Lüftung rein anhand der CO²-Ampel entschieden. Als Physiker möchte ich dazu bescheiden bemerken, dass die Fokussierung auf den CO²-Wert nur dann sinnvoll ist, wenn die Virenkonzentration direkt proportional zur CO²-Konzentration ist, also im gleichen Verhältnis zu dieser steht, denn nur so kann der CO²- Gehalt ein Maß für die Virenlast sein und diesen Nachweis hat mir bis heute niemand erbracht. Des Weiteren wurde in der Sitzung aus meiner Sicht die entscheidende Rolle der Impfung betont. Dazu ist leider zu bemerken, dass sich unsere STIKO trotz der Entscheidung der EMA die Impfung für Kinder freizugeben, sich nicht dazu durchringen kann, dies auch in der Bundesrepublik Deutschland zuzulassen. Damit müssen wir weiter davon ausgehen, dass Kinder weiter nicht geimpft werden, obwohl (nach NTV) sich bei der Omikron-Variante in Südafrika die Anzahl der Kinder und Kleinkinder auf der Intensivstation mehren. Das ist, nüchtern beschrieben, die Ausgangssituation. Dass es in anderen Lehrer-Kollegien hohe Anzahlen an nicht geimpften Lehrern existieren, ist mir unverständlich, ich würde doch die Schulleiter bitten, das Gespräch mit diesen Kollegen zu suchen und sie nochmals an die Pflichten des Beamtenstatus zu erinnern. Ich persönlich stand letztes Jahr in Abiturverantwortung und habe mich bei der ersten Gelegenheit auch in der Verantwortung für meine SchülerInnen impfen lassen.

“Wenn ich heute im Alter von 16 Jahren wäre, stünde für mich heute schon fest, so einen Politiker auf keinen Fall zu wählen.”

Markus Baur

Einzelinitiativen machen es vor

Übrigens möchte ich auf andere Beispiele im Landkreis verweisen, die aufzeigen, dass auch andere Lösungsmöglichkeiten existieren: In der Gemeinde Krün wurde die Schule seit geraumer Zeit mit diesen Luftreinigern ausgestattet. Dazu wurde extra ein Lüftungskonzept ausgearbeitet, das gleichzeitig die Wärmezufuhr regelt. Das nenne ich nachhaltiges Investieren, dies könnte die Blaupause für den Landkreis sein. Darüber sollte man mal nachdenken – allerdings sehr schnell. Ich für meinen Teil hab die Erkenntnis gewonnen, dass hier mal wieder es nur mit Einzelinitiative geht. Für meinen Unterricht hab ich mir ein tragbares Gerät mit dem entsprechend zertifzierten HEPA-Filter gekauft, das meine SchülerInnen und mich in Kombination mit den bekannten Maßnahmen besser schützt als das reine Vertrauen auf das Lüften im Abstand von 15 Minuten (dann zeigt nämlich die CO²-Ampel gelb) über eine Zeitdauer von ca. 6 Minuten.

“Millionenwahnsinn”?

Wer das Recht der Kinder auf Bildung und eine lernfördernde Umgebung mit dem Ausspruch „Millionenwahnsinn“ abtut, dem sei Folgendes gesagt: Wenn ich heute im Alter von 16 Jahren wäre, stünde für mich heute schon fest, so einen Politiker auf keinen Fall zu wählen. Er hat nämlich vergessen, die Situation mit Empathie zu bewerten.

(ein Gastbeitrag von Markus Baur / Kinder- und Jugendreferent der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen)  

Weitere interessante Presselinks zur Thematik aus dem Münchner Merkur/Garmisch-Partenkirchner Tagblatt finden man hier:
Lohnen sich Luftfilter an Schulen? Landkreis will prüfen lassen
Die Wissenschaft ist am Zug

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