Es gibt sicher bessere Wetteraussichten, um im Herbst die Einweihung einer neue Sportanlage zu feiern. Anfang Oktober, 7 Grad, bedeckter Himmel – ja, es war sehr frisch an der Föhrenheide in Farchant, einem bekannten Naherholungsgebiet aber eben auch Sportzentrum. Eingeladen hatte der lokale TSV Farchant und die Gemeinde zur Einweihung ihres neuesten Schmückstücks, einer Pumptrack.
Pumptrack? In Deutschland bei vielen Menschen noch ein sehr unbekannter Begriff. In anderen europäischen Ländern sprießen derartige Anlagen nur so aus dem Boden. Die Schweiz gehört schon zu den Spitzenreitern in diesem Bereich. Fast jeder kleine Ort lässt sich unter anderem mit Fördergeldern eine Pumptrack, auf Deutsch “Rollsportanlage”, erstellen. In Deutschland ist vor allem das Schwabenland führend in der Dichte und der Anzahl der Anlagen. Eine Definition für solche Anlagen ist recht einfach formuliert. Es sind spezielle Spiel- und Sportanlagen, in denen Erwachsene und Kinder ihre Rollsporttechniken verfeinern können. Der Gedanke, Pumptracks sind reine Sportanlagen, ist aber falsch. Es sind bessere Kinderspielplätze, die wirklich für alle etwas parat halten und auch mit allen möglichen Geräten zu befahren sind. Dazu gehören Skateboards, Inline-Skates, Roller und natürlicher Räder aller Art, auch Laufräder. Ein großer Kinderspielplatz für Groß und Klein, der meist asphaltiert geplant wird, aber für große Events auch aufgestellt werden kann.
Die Fortbewegung in einer Pumptrack funktioniert mittels Be- und Entlastung. Ziel ist es, den Parcours ohne zu treten oder zu schieben zu absolvieren. Dabei können sich gerade Kinder immer wieder selber herausfordern. Die Anforderungen steigen je nach Geschwindigkeit und Parcours. So lernen Kinder schnell, ihr eigenes Risiko einzuschätzen, die Komfortzone zu verlassen und weiter an ihren Techniken zu arbeiten. Gerade für Familien stellen Pumptracks mittlerweile ein beliebtes Ausflugsziel dar, weil wirklich für jeden etwas geboten ist, eine gewisse Bewegung gefordert wird und auch darüber hinaus am eigenen Risikomanagement gearbeitet wird.
Neben den Pumptracks in Uffing (haben wir HIER bereits im Blog vorgestellt), Peißenberg und Ehrwald gibt es jetzt in Farchant eine weitere Anlage, die diese Reihe wirklich bereichert. Bürgermeister Christian Hornsteiner (CSU) musste auch anerkennen, das Radfahren “schon lange keine Trendsportart mehr ist, sondern in der Mitte der Gesellschaft, im Alltag angekommen sei” und die eigene Radsportabteilung beim TSV Farchant, die mittlerweile fast 90 aktive Kinder umfasst, die wöchentlich trainieren, sich auch immer größerer Beliebtheit erfreut. Fakt ist: Neben Trailrunning gehört der Radsport und insbesondere Mountainbike zu den großen Zukunftssportarten in der Region. Das haben allerdings noch nicht alle Ortschaften im Tal erkannt. Farchant geht auch hier voran. Die kleine Gemeinde hat sich sich die neue Pumptrack 80 000 € kosten lassen. Auf 180 000 € Gesamtkosten kam man am Ende. 100 000 € gab es an Zuschuss. “Eine Menge Geld, die aber gut aufgehoben ist”, meint Hornsteiner, auch weil sie der Bewegungsförderung von Kindern diene.
Die Anlage umfasst nicht nur den Parcours sondern auch eine “Radstation”, um sein Rad fitzumachen, eine “Tribüne” aus Stein, auf der Zuschauer, insbesondere Eltern bequem Platz nehmen können, und eine Frischwasseranlage, aus der man bedenkenlos trinken. Der Parcours an sich ist auch deshalb in der Region einzigartig, weil er neben den klassischen Wellen und Steilkurven auch zwei große “Tables”, Sprünge, beinhaltet, die zu gefahrlosen aber auch spektakulären Sprüngen einladen.
Es wird nie wirklich langweilig auf der Anlage, was auch die Kinder an diesem Tag auf der Eröffnung immer wieder zeigen. Mit einem großen Grinsen absolvieren sie die Strecke – egal ob mit dem Laufrad, dem Mountainbike oder dem BMX. Am Eröffnungstag zeigt auch Ex-Profi Chris Haas, was die Anlage so hergibt. Sogar ein Backflip wird gezeigt. Neben ihm sind auch weitere erfahrene Pumptrack- und BMX-Fahrer unterwegs, die zeigen, was auf der Anlage möglich ist. Im Zentrum stehen aber dann die Kinder, die auf der Anlage sichtlich Spaß haben, auch wenn an diesem Tag einfach zu viel los ist.
(Hannes Bräu)
