Ein paar Worte vor dem Bericht, um sie schonmal auf den Bericht vorzubereiten. In diesem Text geht es um die Klassenfahrt zur Gedenkstätte Dachau und um den persönlichen Eindruck eines Schülers, der sich auf der soeben erwähnten Fahrt befand. Im Text schildere ich meine Sicht vom “Erlebnis” Dachau sowie meine Gefühle während der Besichtigung. Ich werde detailreich Dinge beschreiben, allerdings sind manche dieser nichts für schwache Nerven. Nun aber zum Erlebnis.

Dunkle Routine

Es war ein normaler Donnerstag, wie ihn jeder Schüler erlebt, allerdings hatte er diesmal einen negativen Beigeschmack. Der Gedanke, gleich ein Konzentrationslager zu besuchen, das damals in der Nazi-Zeit Tausende von Menschen gequält hatte, ist beunruhigend und das schon auf dem Weg zur Schule. Nach meinem kalten und nassen Schulweg betrat ich das Klassenzimmer, doch ich war überrascht. Alle schienen eine relativ gute Stimmung zu haben. Während dem obligatorischen Coronatest fragte ich mich allerdings schon, ob jeder momentan nur gekonnt seine Gedanken hinter einem Lächeln versteckte oder ob man sich wirklich auf eine Art Trip wie diesen gefreut habe? Ich fragte mich auf was man sich freuen könnte, ich meine, endlich mal an so einen dunklen aber auch magischen Ort zu kehren, ist bestimmt aufregend, aber mir ging nicht ein einzelner Gedanke aus dem Kopf, darüber was dieser Ort für eine Geschichte trägt.

Busfahrt als Premiere

Egal wie oft ich es versucht habe. Mir verging das Lächeln jedes Mal , wenn ich daran gedacht habe, wie wohl die nächsten Momente aussehen würden. Ich konnte nicht anders, als mit schlechtem Gewissen Löcher in die Luft zu starren. Nach den Tests ging es in unseren Reisebus. Schließlich fand ich nach der Hektik dann doch einen angenehmen Platz, den ich fürs Musikhören und quatschen benutzte. Die ganze Busfahrt war irgendwie dann doch schön. Klar gab es diesen einen Typen, der mal wieder viel zu laut reden und oder Musik hören musste, aber nichts das noise-cancelling nicht bewältigen hätte können. Außerdem war ich zum ersten Mal mit meiner Klasse in München. Klar sind wir nicht ausgestiegen, aber alleine die Durchfahrt hat gelangt, um mich daran zu erinnern, dass ich in der 8ten nicht Mal daran gedacht hatte, mit dieser Klasse in/durch eine Großstadt zu Fahren.

Am Anfang war ein kleines Haus

Es sei jedoch gesagt, dass dieses unsicher und noch nie gefühlte Gefühl sowie die gruseligen Gedanken nicht verschwanden. Eher im Gegenteil sie wurden mit jedem gefahrenen Kilometer stärker und intensiver. Nach einer kurzen Fahrt durch den Stadtring Münchens waren wir schließlich auch da. Der Busfahrer parkte gekonnt den Bus in eine Parklücke. Nach einem 200 Meter Fußmarsch waren wir an einer Toilette angekommen, wo manche noch einen kleine Pinkelpause einlegten, bevor es losging. Als ich dort war, sah ich mir den Plan vom ehemaligen Konzentrationslager an, der sich auf einem weißen Plastik/Metall-Tische befand. Darauf waren all die Gebäude und Plätze der Anlage deutlich beschriftet, aber etwas fühlte sich komisch an. Warum war es so klein? Also das ganze KZ? Naja, wie sich später rausstellte, hätte ich mich nicht mehr Irren können mit diesem Gedanken.

Das Tor zur Hölle

Nach einem nochmals 50 Metern langen Fußmarsch kamen wir schließlich am Eingangstor an. Das sah trostlos trübe und fade aus. Hinter uns waren auch Reste von den durchaus bekannten Schienen zu erkennen. Das Tor war in einer Art gruselig, wie man es sonst nicht gekannt hatte. Es fühlte sich komisch an zu wissen, dass das für mich eine Art Besuch war, obwohl ich durchaus wusste das die meisten Menschen aus der Zeit die damals durch dieses Tor kamen nie wieder zurückkehrten. An dem Tor war ein Foto aus der Zeit auf dem Tor zusehen war, allerdings stand damals noch der Satz und ich zitiere “Arbeit macht Frei” auf dem Tor. Mehr Ironie als das, war nicht möglich. Niemand der damals als Opfer durch dieses Tor kam, sollte jemals die Chance haben, sich frei zu arbeiten geschweige denn ein Leben danach zu führen. Daraufhin machten wir die Ersten Schritte durch das Tor.

Gruselig leer

Ein kahler, kalter und vor allem riesiger Kiesplatz erstreckte sich bis zu dem rostigen Draht Zaun der ungefähr 700 Meter vom Tor entfernt war. Der Ort gab einen gruselige, einsame und leere Stimmung ab und das war genau was man erwartet hatte, aber niemals in diesem Ausmaß. Es waren nur eine andere Klasse bis auf unsere beiden da und noch ein paar einzelne Personen anwesend. Die Lautstärke, mit der meine Klasse sich unterhielt, senkte sich allerdings, die Gespräche aber, die hörten nicht auf. Von uns gesehen rechts, von Platz aus an der Spitze, stand ein gigantisches und weißes Gebäude. Es erstreckte sich über die ganze Front des Platzes und hatte den gleichen Baustil wie das davor passierte Tor. Es war genauso wie der Rest des Platzes ein Zeitzeuge, ein Gebäude, das mehr Qualen und Leidende miterlebt hatte als alle Gebäude, die Dachau stehen. Links von uns erstreckte sich der Platz nach hinten und es offenbarten sich zwei Baracken. sie sind weiß und sehen alt aus. Auch wenn sie nicht “original” sind, gaben sie uns einen Eindruck darüber, unter welchen Bedingungen die “Häftlinge” damals leben mussten. Nach einem kurzen Marsch zu unserer Führerin hatte unser Ausflug und das Erlebnis seinen Anfang erreicht.

Ich bin 16

Sie erzählte uns etwas über die Art von Gefangenen, die in solchen Anstalten untergebracht wurden. Dabei fing alles noch einigermaßen harmlos an mit politischen Gegnern, dann kamen noch mehr Gruppen dazu wie Behinderte, Verbrecher, Andersdenkende, Schwule, Kinder von Ausreißer-Eltern, Arbeitslose und zu guter Letzt natürlich auch Juden. Alles Menschengruppen, die niemals verdient hätten, hier eingesperrt zu werden. Es hat sich so angehört, als hätten die Nazis damals eingesperrt, wer ihnen nicht passt. Einer der Kinder hatte Alkoholiker als Eltern und wurde deswegen in das KZ geschleppt. Wegen einem Vergehen, das er nicht einmal selbst begangen hatte und das er nicht kontrollieren konnte. Er verstarb im Alter von 16 an den Folgen der Qualen, die er ertragen musste. 16… Ich bin 16. Ich habe so unglaublich vieles noch nicht getan oder erlebt. So jung und schon an den Grausamkeiten der Größeren verstorben.

Nummer im System

Der Guide erzählte uns, wie jeder wie ein Produkt oder ein Testobjekt behandelt wurde. Nummern gedruckt, auf dreckige weiß-blaue Pyjamas gedruckt. Jeder musste damals einen dieser Pyjamas tragen. Nummern, wie als wäre man ein Objekt. Spätestens das nahm dir das letzte Stückchen Ehre, das du noch hattest: deinen Namen. Über den Nummern war ein Dreieck darauf geklebt, welches mit der Farbe die Gruppe des Häftlings zeigte. Pink war zum Beispiel “schwul”. Diese Klamotten wurden nur in mehreren Wochen oder sogar Monaten einmal gewaschen. Viele haben einen so grässlichen Gestank von sich gegeben und das wegen Durchfallkrankheiten oder durch die unmenschlichen Hygiene-Vorschriften. Es war nicht selten, dass die Menschen dort in ihrem eigenem Urin und Kot schliefen. Dabei gab es eine Klinik und oder eine Dusche sowie Toiletten, jedoch wurde alles auf das Minimum und auf die möglichst unmenschliche Option gebaut.

Wachturm, Krematorium – stille Zeugen des Verbrechens

Die Klinik war eine Ausbildungsstätte für SS-Chirurgen. Dort durften sie an den Häftlingen experimentieren und das fast nie mit dem Ziel, die Person gesund zu Machen. Die Duschen waren für 50 Leute ausgelegt. Sie sollten alle auf einmal duschen und es gab keine Art von Sichtschutz oder Privatsphäre, dies galt für alle öffentlichen Räume im KZ. Nach der Beschauung der Dusche ging es in Richtung Krematorium. Ein Wachturm und ein Graben standen noch auf unserer Tour an.

Krematorium Foto: Pixabay

Orte des Schreckens

Der Guide erklärte, dass diese Gräben und der sich hinter der Mauer befindende Wassergraben nur dazu gedacht waren, die schon allgemein geschwächten Häftlinge am Fliehen zu hindern. Dafür mussten die Häftlinge allerdings erst an dem Wachturm vorbei. Den freien Befehl zum Schuss hatten die Wächter bei nur dem geringsten Verdacht der Flucht. Nach ca. 50 Metern kamen wir an einem Krematorium an. Noch nie hatte ich so ein Gefühl. Es war irgendwo eine Mischung aus Angst, Horror und Unfassbarkeit und das alles begleitet mit einem glatten Gefühl, das meinem Nacken in den Rücken folgte. Es ist unvorstellbar, wie unglaublich systematisch Menschen hier verbrannt wurden, als wären sie nichts weiter als Abschaum. Asche wurde meistens zur Seite geworfen. Nach kurzer Stille gingen wir in das “Brausebad”. Das “Brausebad” war im Grunde nichts anderes als eine Gaskammer. Diese wurde in Dachau allerdings nie intensiv benutzt. Sie sah aus wie der Duschraum bevor und das alles hatte seinen Grund: Denn die Häftlinge, die zur Vergasung geschickt wurden, sollten nicht wissen, das sie hier ihr Ende finden würden. Noch nie war meine Klasse so still durch einen Raum gegangen. Hinter dem Duschraum befand sich nochmals ein größeres Krematorium mit acht Öfen. Dahinter kamen dann zwei Todeskammern, Räume in denen die Toten gestaut wurden, sie waren voll, als die Amerikaner das KZ befreiten.

Die Gaskammer in Dachau – als Brausebad getarnt Foto: Pixabay
Schlafräume in den Baracken der Gedenkstätte Dachau Foto: Pixabay

Airpod ein, Gedanken aus

Jetzt hatte jeder die Option, das KZ für sich zu erkunden. Ich machte mich durch das KZ auf den Weg in das Hauptgebäude. Denn dies war eine Art versteckte Ausstellung in der Sachquellen, Briefe und Propaganda aus der Nazi-Zeit ausgestellt und veranschaulicht wurden. Von Kleidung, Uhren, Schlagstöcken und damaligen Zeitungsauflagen gab es alles. Es war leise, geradezu Totenstille. Jeder Schritt und das Reiben meiner Klamotten konnte ich klar hören, obwohl in jedem Raum mehr als 50 Passanten waren. Gruselig. Nach eine guten halben Stunde, in der ich mehr über die Geschichte der Häftlinge sowie Angestellten erfuhr, war es dann auch schon Zeit zu gehen. Schade, dabei gab s noch mehr zu entdecken. Im Bus angekommen, lehnte ich mich zurück und steckte meine Airpods ein, ich war selten so grüblerisch und mit Trauer durchzogen wie in unserem Reisebus. Nach der Ankunft allerdings habe ich mich wieder von dem Erlebnis gelöst und somit den komplett normalen Tag weitergeführt.

Verantwortung

Das diese Taten, die an diesem unbeschreiblichen Ort passiert sind, lässt sich leider nicht ändern. Jedoch tragen wir als zukünftige Menschen und Wähler Verantwortung dafür, dass so etwas wie Dachau und andere KZs für immer Geschichte bleiben. Jede Tat hat einen Einfluss auf das Leben einen anderen und als Gruppe hat der Mensch in unseren heutigen Gesellschaft viel Verantwortung. Nutzt diese Richtig und schätzt sie.

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