Erst Letztens gab der deutsche Staat ein Sondervermögen für die Bundeswehr bekannt. Jedoch sorgten diese 100 Milliarden für große Aufruhr und Empörung in der deutschen Bevölkerung sowie in den Medien. Die große Mehrheit beschwerte sich über den hohen Betrag und dessen Verwendung. 45 % deutscher Kleinfamilien fallen laut politischer Definition unter die Armutsgrenze. Leider sind vor allem Kinder von eben genannter Armut betroffen und das, obwohl Deutschland eine so wohlhabende Staatskasse besitzt. In der Vergangenheit stellten sich die Medien auf die Seite der ärmeren Bürger. Dabei stellten sich auch kritische Fragen. Welche Folgen ergeben sich für Betroffene durch Kinderarmut und inwiefern sollten/können Staat und Gesellschaft diesem Problem entgegnen? Diese Frage möchte ich in den nächsten Zeilen weiter erörtern.

Niedrige Erwartungen an die Zukunft

Ich möchte zuerst auf eben genannte Folgen für Kinder, die in Armut leben, eingehen. Kinderarmut ist nicht nur in der Kindheit der Betroffenen ein Problem, sondern sorgt auch dafür, dass diese ihre Erwartungen bzw. Perspektiven auf und für die Zukunft niedrig halten. Nicht nur haben diese Menschen eine niedrige Erwartung an die Zukunft, leider ist so eben genannte schlechte Zukunftsperspektive der Kinder gut begründet. Viele dieser Kinder, die in Armut aufwachsen, sind in ihrem späteren Leben Opfer von Altersarmut. In Deutschland gibt es zwar bereits Hilfeleistungen für diese Gruppe von Menschen, allerdings reichen diese noch lange nicht aus, um eine gesicherte Existenz zu garantieren. Kindern in prekären Familienverhältnissen stehen pro Monat 208 Euro zu. Das sind gerade einmal 9 Euro und 12 Cent im Jahr für Bildung. Auch Ernährung und Spielsachen müssen mit niedrigen Beiträgen finanziert werden. Wenn ein Kind so aufwächst, entwickelt es eine Art Hemmschwelle gegen diese Armut. Sie wird also zur Normalität. Somit nehmen sie sich selbst die Hoffnung auf die Zukunft.

Fehlende Akzeptanz, fehlender Anschluss

Allerdings leidet nicht nur der finanzielle Standard der Kinder unter eben genannten Problemen. Auch das Sozialleben muss oftmals heftige Rückschläge einstecken. Studien zeigen, dass arme Kinder ein erhöhtes Risiko haben, im späteren Leben weniger Freunde zu haben, dadurch ein schwächeres soziales Netz besitzen und häufiger unter Mobbing leiden. Oftmals kostet Coolsein viel Geld. Teure Klamotten sowie Elektronik sind schon längst der Trend an deutschen Schulen. Auch Cliquen kommen erst durch teure Hobbys wie z.B. Skaten, Skifahren zustande. Dadurch gelingt es gerade armen Kindern nicht, Anschluss zu finden. Vor allem in diesen jungen Jahren eines Menschenlebens entwickelt das Gehirn eine Art sechsten Sinn für soziale Beziehungen. Sind aber Mobbing sowie geringe Akzeptanz der Alltag, so schaltet man in dieser frühen Phase des Lebens auf defensive Methoden um.

Armut beeinträchtigt auch die Gesundheit

Nicht nur Geist/Psyche sondern auch der Körper leiden unter Kinderarmut. So unterziehen sich nur 86,15 % der ärmeren Familien der U3 oder U9-Untersuchung bei Ärzten, anstatt den 93,25 % der wohlhabenden Bevölkerung. Somit bleiben teils Impfungen aus, Krankheiten unentdeckt oder Medikamente uneingenommen. Auf Br.de spricht ein Experte genau das an, dass Kinder aus armen Familienverhältnissen öfter Rückenschmerzen und andere körperliche Probleme hätten. Aber selbst wenn eine Krankheit entdeckt wird, können sich die vorher genannten 45 % die Behandlung nicht leisten. Dazu kommt, dass durch die geringe Chancengleichheit vor allem Personen aus Armut nach körperlich anstrengenden Jobs suchen, da sie die nötige Bildung für bessere Jobs nicht besitzen.

“Es liegt an uns, denen etwas zu geben, die nur die Hälfte von dem haben, was wir unseren Standard nennen dürfen. Denn nur selten haben die Armen auch noch den Mut, um für ihre Probleme aufzustehen.”

Vivian Gross auf blogimblauenland.de

Es gibt Lösungen – man muss sie nur anpacken

Traurig wird es dann, wenn man sieht, dass dieses Problem Mithilfe von Politik und Gesellschaft drastisch reduziert werden könnte, aber eben nicht wird. Anbei werden verschiedene Maßnahmen vorgestellt, mit denen die Politik zielgerichtet gegen Kinderarmut vorgehen könnte.

Kinder müssen Kinder sein dürfen

Eine erste Maßnahme wäre, dass die Politik Kinder nicht einfach nur als “junge Erwachsene” ansieht. Die Hilfe rund um Kinderarmut soll hierbei vor allem personalisiert werden. Die Bedürfnisse und Interessen von Kindern müssen erfasst werden, um zielgerichtete Ausgaben zu ermöglichen. Kindern sowie Eltern kann somit eine neue Chancengleichheit sowie ein gesellschaftlich relativ normales Leben ermöglichst werden.

Finanzielle Förderung muss cleverer ausgegeben werden

Armut hat viel auch mit Finanzen zu tun. Vor allem der deutsche Staat hat als einer der führenden Industrienationen viel Geld, welches oftmals schlauer angelegt werden müsste. Zuerst sollten vor allem die Ausgaben gezielter eingesetzt werden. Z.B. bräuchte Mecklenburg-Vorpommern mit seinen über 30 Prozent von Armut betroffenen Kindern mehr Geld als die Oberpfalz, die statistisch gesehen unter 10 % hat. Auch sollten Politiker und Beamte dafür belohnt werden, in Sachen Kinderarmut nach brauchbaren Lösungen zu suchen. Es müssen sowohl Gesetze her, welche junge Menschen vor Abzocke und Schulden schützen. Auf der anderen Seite gibt es auch praktische Maßnahmen, die weiterhelfen können. So könnte jede Schule verpflichtet werden, eine öffentliche Bibliothek bereitzustellen. Mehr Kinder aus benachteiligten Milieus könnten somit kostenlos an Bildung kommen. Das BIP Deutschlands liegt bei ungefähr 3,4 Billionen Euro. Viel von diesem Geld wird bereits in soziale Infrastruktur gesteckt, allerdings ist das noch nicht genug. Schon vorher wurden die 100 Milliarden Sondervermögen der Bundeswehr angesprochen. Hätte man solche “Sondervermögen” nicht auch längst oder stattdessen dafür benutzen können, Kindern öffentliche Bildung, Existenzsicherung oder einen höheren Hartz-VI.-Regelsatz zu garantieren?

Ergebnisse des Mikrozensus 2012 Quelle: nachhaltig-sein.info

Gesellschaft muss für Ärmere “aufstehen”

Kinderarmut ist auf der ganzen Welt ein stetig wachsendes Problem. Armut, egal in welcher Art, ist schrecklich und hat auch immer mit Leid zu tun. Nur als Gesellschaft können wir etwas Großes bewirken, von Kindern, hier in Deutschland, eine schuldenfreie, chancengleiche und faire Kindheit zu ermöglichen. Es liegt an uns, denen etwas zu geben, die nur die Hälfte von dem haben, was wir unseren Standard nennen dürfen. Denn nur selten haben die Armen auch noch den Mut, um für ihre Probleme aufzustehen. Lasst uns als Gesellschaft zusammen als Demokratie Themen wie diese diskutieren, um in Zukunft gemeinsam als ein wohlhabendes Deutschland unsere Zukunft planen zu können.

(Vivian Gross)

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