Die Corona-Pandemie löste urplötzlich den Trend zum “Home-Schooling” oder allgemein dem digitalen Unterricht aus. Der feuchte Traum aller IT-Lehrer. Dabei ist digitaler Unterricht in Bayern nichts Neues. Seit Jahren betreibt die bayerische Staatsregierung die Lernplattform mebis. 2017 hat es die Pilotphase verlassen und wird flächendeckend verwendest. 5200 Schulen nutzten es bis Februar 2020 – vor Corona, vor dem ganzen Wahnsinn, der dann auch die Schulen erreichte.

Intern hatten sich viele Schulen schon auf Schließungen vorbereitet. Auch wenn es wohl im Ermessen der jeweiligen Schulleiter lag, konnte sich jede Schule eine oder mehrere Strategien überlegen, wie die Schüler von Hause aus den Kontakt zu Lehrern und damit den Unterricht digital fortsetzen. Natürlich bot sich das Portal mebis an. Jahrelang hatte man daran gearbeitet, es verbessert, jetzt war die Zeit gekommen. Am 16. März 2020 sollten Millionen Schüler per mebis unterrichtet werden. Es kam zunächst anders:

Twitter-Beitrag des mebis-Teams vom 16. März 2020

Ein angeblicher Hackerangriff setzte der Seite stark zu. Zwei, drei Tage ging praktisch gar nichts. Panische Lehrer, entspannte SchülerInnen und genervte Eltern. Die restliche Woche war der Abend wohl die beste Zeit, um halbwegs Zugang zur Plattform zu erhalten. Die Verantwortlichen kauften Server-Kapazitäten hinzu, von einem Hackerangriff war da schon lange nicht mehr die Rede. Störungen gab es aber immer wieder:

Twitter-Meldung vom mebis-Team vom 18. März 2020

Erst im Laufe der zweiten Wochen lief es besser. Meidet man die hochfrequentierten Zeiten am Morgen zwischen 7.30 Uhr und 9.30 Uhr läuft mebis eigentlich recht gut. Auch der Schulleiter der Realschule im Blauen Land, Ralf Havelka, zeigte sich in einem Elternbrief erfreut, dass mebis immer besser funktioniere und man “auf das richtige Pferd” gesetzt habe. Ganz störungsfrei ist Technik nie – auch mebis nicht. Ist der Gesamteindruck nun besser? Wird mebis von allen Schülern und Lehrern akzepiert und genutzt? Wir haben uns umgehört und fleißig anonym Stimmen gesammelt zu diesem brisanten Thema. Mebis ist und bleibt auch nach Wochen der Dauernutzung nicht ohne Kritik.

Mebis – das “Homeoffice” der Schüler. Ich finde Mebis an sich nicht schlecht, da es auch während der normalen Schulzeit das Lernen Zuhause unterstützen kann. Doch wenn man es nur zum Lernen benutzen soll, kommt es voll und ganz auf den Lehrer an. Und genau das kann der Vorteil aber auch das Problem sein. Es gibt echt viele Lehrer, die sich Mühe geben, die Lernvideos machen, Youtubevideos verlinken und kleine Spiele einbauen. Aber leider gibt es auch Lehrer, die nur sagen, man soll das Buch von Seite 14 bis 18 durcharbeiten oder man bekommt jeden Tag nur etwas zum abschreiben, was man dann auch sofort wieder abgeben muss. Lerneffekt gleich null.

Lukas Leimböck, 9. Klasse

Ich finde die Plattform mebis einfach nicht wirklich gut durchdacht. Es ist alles unübersichtlich und gerade meine Klasse und ich, wir sind mit der gesamten Situation überfordert. Wir machen die Aufgaben einfach irgendwie, Hauptsache wir haben sie, ich glaube, dass viele auch gar keine Ahnung haben, um was es geht und machen sich selber Stress, weil sie es selber versuchen müssen zu verstehen. Die meisten Lehrer machen eigentlich in dieser Zeit nicht viel, denn sie kopieren was aus dem Buch oder Internet und haben den ganzen Tag eigentlich nichts weiter zu tun. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber die Schüler müssen den ganzen Tag daran arbeiten, nur weil die Lehrer denken, es gibt nur ihr Fach. Langsam regt das echt auf und bei vielen geht das ganze schon auf die Psyche. Ständig auf mebis, ständig online und dann funktioniert diese Plattform noch nicht mal reibungsfrei. Ich hoffe, dass bald wieder Ruhe einkehrt und wir endlich normal in die Schule gehen und normal lernen können.

Schülerin 8. Klasse

Mebis ist im Grunde überhaupt nicht neu. Früher, also vor 2017, hieß es moodle. So heißt auch die Plattform, die hinter mebis steht und von Millionen Menschen weltweit für Online-Unterricht verwendet wird. Selbst als Lehrkraft, die sich tagtäglich um digitale Unterrichtsinhalte bemüht, war und ist es schwer, mit mebis ‘warm zu werden’. Das Hauptproblem: Es ist nach wie vor sehr unübersichtlich. Ein “Schweizermesser”. Viele Funktionen, die keiner überblickt. Schon im Frühstadium hatte man sich dieser Problematik angenommen, die Lehrer wurden gehört, nur: Es passierte nichts. Gerüchte machten die Runde, man wolle die Plattform vereinfachen, so ähnlich wie ein ein soziales Netzwerk: Einloggen und loslegen. Leider ist da bis heute nichts passiert. Ansonst bleiben durchaus viele positive Dinge hängen. Wer sich als Lehrkraft wirklich mit den Funktionen und den Möglichkeiten auseinandersetzt, wird (mit ein wenig Aufwand) ganz tolle Online-Seiten oder -stunden für seine Schüler gestalten können. Dass die Seite immer mal wieder Fehler hat, nicht erreichbar ist, nervt, aber ist im aktuellen Stadium verschmerzbar.

Hr. Bräu

Mebis ist eine in meinen Augen eine ganz einfache Plattform mit wenig Mängeln. Aber wenig Mängel heißt nicht keine. Ich finde es einfach nur schade, dass die Plattform nicht für so eine Krise ausgelegt ist. Allerdings hätte man das auch in den letzten Tagen, Wochen, Monaten ändern können. Allerdings sehen das anscheinend die Leute vom Kultusministerium anders. Einer der größten Mängel ist ganz klar das einloggen. Ein Beispiel, wie ein Dialog zu diesem Problem sich mustergültig abspielt:

Dumme Person 1: Was soll damit sein?

Dumme Person 2: Ja, das frage ich mich auch?

Ahnungsloser Lehrer 1: Wieso loggen sich die Schüler denn nicht ein?

Schüler: *##asd***adsad+ *browserhängtsichauf*…Was denn?

So geht das tagelang und wir Schüler können nichts dafür. Ein Fehler ist ja nicht schlimm, denken sich die meisten. Ja, richtig. Aber es ist nicht nur ein Fehler. Zudem kommt noch dazu, dass die Seite nur spät aktualisiert wird, die Abgaben verschwinden einfach so, PDF oder sonstiges können nicht geöffnet werden, die Seite stürzt ab, das einloggen geht wieder von vorne los. Und dies alles nicht selten. Was macht das Kultusministerium da? Sie erhöhen die Serverkapazitäten, aber Mebis stürzt immer noch ab. Das waren die Mängel an Mebis, kommen wir zu den Mängeln der “Lernplattform”. Schon mal im Vornherein: In meinen Augen ist Mebis keine Lernplattform sondern ganz einfach nur eine Hausaufgaben-Plattform über Themen, die man noch nicht hatte. Zudem kommt dann auch noch, dass die Lehrer den Schüler komplett allein lassen. NO FRONT! Da wir uns hier auf die Hausaufgabenplattform Mebis beziehen, gehe ich nicht auf den ersten richtigen Schritt Jitsi meet ein. Ich meine … wir Schüler werden hier allein gelassen und die Eltern können uns auch nur manchmal helfen. Vor allem in den fortgeschritteneren Klassen. Man muss sich selber helfen und steht unter immensem Druck von Seiten der Schule. Zudem, wenn man schon so ein geiles Motivationsvideo kriegt, dann hat man ja mega Bock auf mebis. Mehr Unterstützung wäre gut – von wem auch immer die geleistet werden soll. Ich hoffe, diese Nachricht konnte einige Lehrer und Eltern erreichen und ihr konntet euch in unsere Situation hineinversetzen.

Anonymer Schüler, 8. Klasse

Ich finde, dass Mebis in der Theorie eine gut durchdachte Lernplattform ist, die den Informationsaustausch zwischen Schülern und Lehren auch in dieser Zeit gewährleistet. In der Praxis gibt es jedoch auch den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag. Im Alltag wäre es praktisch, wenn man Mebis auch als App auf Mobiltelefone installieren könnte, die den Nutzer mit einer Benachrichtigungsfunktion über beispielsweise neue Aufgaben informiert. Ebenfalls wäre es nützlich, wenn Mebis einem bei „Betreten“ der Website einen direkten Überblick über neue Aufgaben gebe würde. Da der zeitliche Aufwand jeden Tag sehr hoch ist, jedes Fach auf neue Aufgaben zu kontrollieren. Diese Zeit könnte dann besser in das Bearbeiten der Aufgaben investiert werden. Aktuell gibt es schon eine Funktion, die dies ermöglichen soll, leider funktioniert sie meist nicht. Durch so eine Funktion wäre auch das Risiko geringer eine abgabepflichtige Aufgabe zu übersehen. Mein Tipp an alle Schüler, um das Lernen einfacher zu machen ist, jeden Morgen die neuen Aufgaben in ein Word Dokument zu schreiben und anhand dessen dann die Aufgaben zu bearbeiten. Das verringert das Risiko etwas zu vergessen und spart Zeit.

Anonymer Schüler, 9. Klasse

Mebis hat Vor- und Nachteile. Einerseits kann man zu Hause die Zeit selber einteilen, auch mal später aufstehen und auf den langen Schulweg verzichten. Anderseits ist Mebis immer noch manchmal überlastet und für Lehrer sind häufig die Themen schwer zu erklären bzw. für Schüler schwer zu verstehen. Zudem haben nicht alle Schüler das erforderliche Endgerät. Doch ich finde, Mebis ist ein guter Ersatz, um in der Coronakrise den Schulstoff zu lernen.

Anonymer Schüler, 9. Klasse

Ihr wart heute wieder auf mebis? Ihr habt euch amüsiert, etwas gelernt oder ihr war einfach nur genervt? Dann lasst es uns wissen. Schreibt in die Kommentare oder auf unserem Instagram-Kanal.

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