Früher lag er in so gut wie jedem Kinderzimmer, heute kennt ihn fast keiner mehr. Worüber ich spreche, fragt ihr euch? Über den Walkman — oder wie ein Freund von mir ihn einmal genannt hat: ein „Kassettenspieler für unterwegs“.
In Zeiten von Spotify und endlosen Medien, die das Streamen von Musik so einfach machen, ist der Walkman ganz schön in den Hintergrund gerückt. Die meisten Jugendlichen kennen ihn gar nicht mehr. Doch warum höre ich trotzdem ständig mit dem Ding Musik?

Der Walkman der Autorin ist auch im Unterricht immer griffbereit Foto: Bräu

Ich bin in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen. Damit meine ich nicht, dass wir selbst Musik gemacht hätten, sondern dass bei uns immer und überall Musik lief – und das auf ganz unterschiedliche Weise. Über moderne Musikboxen mit Bluetooth-Verbindung zum Handy bis hin zum Grammophon. Das war vermutlich der erste ausschlaggebende Punkt für meine Entscheidung, den Walkman statt mein Handy zu benutzen.

Lässig und Retro: Ronja trägt den Walkman auch in der Schule Foto: Bräu

Ein weiterer Grund ist wahrscheinlich der Film Guardians of the Galaxy. Viele kennen und lieben ihn. Der Hauptcharakter Peter Quill, auch bekannt als Star-Lord, hat schon immer Musik über seinen Sony-Walkman gehört. Dieser Film hat mich total begeistert und irgendwie fasziniert. Und so entstand der Wunsch, selbst einen Walkman zu besitzen. Als ich meinem Vater davon erzählte, war er sofort Feuer und Flamme. Er hat seinen alten Walkman wieder herausgekramt und mich mit einer Kassetten-Flut überschwemmt, die ich bis heute noch nicht komplett durchgehört habe.

Kult um die Vergangenheit: Der legendäre Walkmann von Peter Quill aus „Guardians of the Galaxy“ gibt es auch auf Amazon und anderen Plattformen zu kaufen. Quelle: Amazon

Seitdem ist der Walkman mein liebster Weg, Musik zu hören. Man könnte sich jetzt fragen: Warum eigentlich? Die Qualität ist beim Walkman definitiv schlechter als beim Handy. Man kann Songs nicht skippen oder sich einzelne Lieder heraussuchen, die man gerade hören möchte. Man ist an die Kassette gebunden, die gerade läuft. Aber vielleicht ist es genau das, was das Musikhören mit dem Walkman so besonders macht.
Vielleicht ist es das leichte Rauschen, das sich hin und wieder unter das Lied mischt, oder die alten Originalkassetten, die mein Vater noch haufenweise zuhause hat. Vielleicht sind es auch die stylischen orangenen, absolut nicht abschirmenden Kopfhörer, die zwar nicht zur besseren Qualität beitragen, aber für mich einfach dazugehören.

Wahrscheinlich ist es alles zusammen. Die Musik mit meinem Walkman zu hören, hat für mich einfach einen ganz besonderen Charme. Es ist, als würde ich in der Zeit zurückreisen und die Bands so erleben, wie es meine Eltern damals getan haben. Vielleicht ist es auch ein Stück Sehnsucht, weil ich weiß, dass ich niemals auf ein Konzert dieser Bands gehen werde.
Aber genau dieses Gefühl, über den Walkman der Vergangenheit ein kleines Stück näher zu sein, macht das Musikhören für mich so besonders. Und deshalb bleibt er für mich mehr als nur ein „Kassettenspieler für unterwegs“ — er ist ein Stück Geschichte in meiner Hosentasche.

(Ein Gastbeitrag von Ronja Guggemoos)