Zwei sehr wichtige Themen in jedem Alter. Doch besonders in der Jugend, wenn man erst mal rausfindet, wer man ist und vieles ausprobiert, spielt Religion eine große Rolle. Denn vielleicht sind die Eltern christlich, doch der Glaube an Gott findet einen selbst nicht. Oder genau andersherum. Man findet eine Religion, an die man glaubt, aber die Eltern, Familie oder Freunde glauben nicht dran. Besonders wenn einen die Religion wichtig ist und andere es nicht verstehen, nicht verstehen wollen, oder nicht akzeptieren wollen, kann man sich schnell einsam fühlen. Doch das ist man nicht. Egal woran du glaubst, ob es jetzt der Islam, die jüdische Religion, der Buddhismus, das Christentum, nordische oder griechische Mythologie ist oder du Atheist bist und gänzlich ganz dem Glauben abgeschworen hast.

Ich habe hier nur ein paar der vielen Religionen genannt, doch obwohl dies einige der bekanntesten Religionen/Glaubensrichtungen sind und sie zu unserem Alltag dazugehören, finde ich, dass man als Außenstehender zu wenig über sie weiß. Außerdem werden sie viel zu wenig praktiziert und auch manchmal auch übersehen oder akzeptiert und daraus entsteht dann einfach wieder Rassismus und Diskriminierung. Deshalb habe ich ein paar Leuten, die diesen Religionen angehören, ein paar interessante Fragen zur ihrer Glaubensrichtung gestellt. Nicht alle wollten Antworten, aber einige haben sich den Aufwand gemacht, schriftlich genau diese Fragen zu beantworten.

Nihan Uysal hat schon oft erleben müssen, dass ihre Religion thematisiert wird Foto: Privat

Islam / Nihan Uysal: „Ich habe schon oft Diskriminierung erlebt.“

Über WhatsApp schreibe ich die Nihan aus der 9. Klasse an. Islam ist ihre Religion. Und wie manche von euch vielleicht wissen, sind im Islam zwei Dinge einfach ganz entscheidend: Allah und der Koran, die Heilige Schrift der Muslime. Die Schülerin empfindet ihre Religion als „barmherzig, gewissenhaft und schön“. Einige der wichtigsten Feiertage im Islam sind das Zuckerfest (Ramadan) und das Opferfest. Wie in vielen Religionen gibt es auch Regeln. Dazu gehören: Sauberkeit, Körperhygiene, 5-mal am Tag Beten, niemanden Schaden zufügen, anderen Menschen gegenüber Respekt haben. Nihan erklärte, dass sie an das, was im Islam übermittelt wird, glaubt und dass im Islam niemand zum Glauben gezwungen wird (denn dies ist in ihrer Religion verboten). Ihr persönlich gefällt, dass man in ihrer Religion Körperlich gefordert und beim Fasten gereinigt wird. Sie erzählte mir, dass es im Islam keine Vor- oder Nachteile gibt. Sie machen es, weil es von innen kommt. Auf die Frage, ob sie schon einmal Rassismus erlebt hat, antwortet sie trauriger weise mit „Ja, sehr oft schon“. Als ich sie fragte, wie ihre Erlebnisse waren, wie Leute auf ihre Religion reagieren, erklärte sie mir, dass die Leute, die sich über den Islam schon informiert hatten, oft mit Akzeptanz reagieren. Traurigerweise erfuhr ich aber auch, dass die Menschen, die keine Ahnung haben, oft mit Vorurteilen reagieren (z.B. dem Kopftuch, oder den Frauenrechten gegenüber). Jetzt noch eine Sache , die Nihan uns noch mitteilen wollte: „Ich finde, dass sich alle Religionen eigentlich ähneln, der Unterschied ist z.B. die Bibel und bei uns der Koran. Aber nach meinem Glauben gibt es, egal welche Religion, nur einen Gott.“

Leonie Wild: Lebt den Glauben, aber sieht ihn auch kritisch Foto: Privat

Katholisch / Leonie Wild: „Es gibt Dinge, an die ich glaube und andere, die ich hinterfrage.“

Über soziale Netzwerke erreiche ich eine gute Freundin von mir, Leonie Wild. „Ich bin katholisch“, erklärte sie. Stolz erzählte sie mir, dass man in ihrer Religion an den dreieinigen Gott (Gott, den Vater, Jesus Christus und den Heiligen Geist) glaubt. Zusätzlich glaubt man auch an die Bibel, die Sakramente, das Leben nach dem Tod und an die Bedeutung der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen. Auf die Frage ´Wie empfindest du deine Religion?´ antwortete sie mit: Ich empfinde meine Religion als eine Quelle von Sinn, Gemeinschaft und Hoffnung. Sie hat viele schöne Traditionen, aber es gibt auch Aspekte, über die ich kritisch nachdenke, wie zum Beispiel die Rolle der Frau in der Kirche.“ Sie erklärte mir, dass zu den Regeln und Feiertagen, die 10 Gebote (die als moralischen Leitlinien dienen), sowie kirchliche Gebote (z.B. den sonntäglichen Gottesdienstbesuch) zählen. Zu den wichtigsten Feiertagen gehören Weihnachten (Geburt Jesus), Ostern (Auferstehung Jesus), Pfingsten (Herabkunft des Heiligen Geistes) und Fronleichnam. „Ich wurde katholisch erzogen, habe mich aber auch selbst damit auseinandergesetzt. Es gibt Dinge, die ich glaube, und andere, die ich hinterfrage. Mein Glaube hat sich über die Jahre entwickelt„, erzählte sie mir auf die Frage, ob sie an das glaubt, was in ihrer Religion geglaubt wird. Sie erzählte mir, dass ihr die Gemeinschaft der Kirche, die Rituale und die Möglichkeit, in schwierigen Zeiten Trost und Hoffnung im Glauben zu finden als wichtig empfindet. Auch die karitativen Tätigkeiten der Kirche findet sie sehr wertvoll. Ihr gefällt an ihrer Religion, dass der Glaube Kraft geben kann, besonders in schwierigen Zeiten. Außerdem gibt es durch die Kirche viele Möglichkeiten, sich sozial zu engagieren und Menschen zu helfen.

„Es gibt viele Vorurteile gegenüber der katholischen Kirche und Katholiken.“ (Leonie Wild)

Persönlich als katholische Person hat Leonie keinen Rassismus, keine Diskriminierung erlebt, aber sie sagt, dass es viele Vorurteile gegenüber der Kirche oder Katholiken gibt (besonders in gesellschaftlichen Debatten). Auf die Frage, wie Menschen auf ihren Glauben reagieren, erzählt sie mir, dass die Reaktionen unterschiedlich seien. Manche teilen ihren Glauben und freuen sich über ein Gespräch, andere stehen der katholischen Kirche kritisch gegenüber, besonders wegen ihrer Vergangenheit und bestimmter kirchlicher Positionen. „Der katholische Glaube ist vielfältig und hat eine lange Tradition. Er kann viel Positives bewirken, wenn er mit Liebe und Offenheit gelebt wird. Aber es ist auch wichtig, kritisch nachzudenken und nicht einfach nur Traditionen zu folgen, sondern sich seine eigene Meinung zu bilden.

Die Basis des Zusammenlebens: Vielfalt und Akzeptanz

Wie man sieht gibt es viele Religionen, und auch viele Erfahrungen. Was wir aber beachten müssen ist, dass ALLE Religionen wichtig sind und geschätzt werden müssen. Wir sind eine Schule, die auf Vielfalt und Akzeptanz basiert. Religion ist ein großer Teil von allem Leben, dies müssen wir akzeptieren. Wir müssen uns akzeptieren als Freunde, Gemeinschaft und als Menschen.

(Leeloo Fuchs)