Wie viel Geld lässt man sich einen Abschied kosten? Viel. Sehr viel. Vielleicht einfach zu viel. Kevin Costner gehört zu den bekanntesten Schauspielern der Hollywood-Geschichte. Jeder, aber auch wirklich jeder kennt sein Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ aus den 1990er Jahren. Ein Meisterwerk, dass die Besiedlung Amerikas thematisiert und mit ihr die Vertreibung der amerikanischen Ureinwohner, der Indianer.

Costner hat dieses Thema in seinem finalen Film „Horizon“ wieder aufgegriffen. Vier Filme sollen es am Ende werden. Eine Saga, ein großer Abschied, wie es Costner sicherlich gebührt. Und wenn man den ersten Teil anschaut, dann sind die ersten Bilder schon beeindruckend. Costner erzählt nichts anderes als die Besiedlung des Wilden Westens durch die erste Welle an Siedlern, Menschen, die Abenteuer suchen oder teilweise keine Wahl hatten, als sich der Gewalt der Indianer auszuliefern. Bereits in der Einstiegsszene wird die brutale Auseinandersetzung zwischen weißen Siedlern und Ureinwohnern zelebriert, wenn ein zuvor lebendiger geschätzter Achtjähriger plötzlich tot im Gras liegt. Erschlagen, ermordet. Diese Brutalität wird im Film regelrecht zur Schau gestellt. Es schockt den Kinobesucher, mehr aber auch nicht.

Trailer zum Film „Horizon“ mit Kevin Costner

Was fehlt, ist eine inhaltliche Tiefe. Fast keine der Figuren wird inhaltlich eingeführt. Es gibt keine Vorgeschichte. Auch Costner selbst, der eine der Hauptfiguren spielt, taucht überhaupt erst sehr spät im Film auf und bleibt überraschend blass. Er verkörpert den rechtschaffenden Eigenbrötler Hayes Ellison, der sich gegen das „Böse“ wehrt. Die Handlung teilt sich in verschiedene Nebenhandlungen auf. Auf alle diese hier anzugehen, ist nicht unsere Aufgabe. Da gibt es den Vergewaltiger James Sykes, der erschossen wird und deren Söhne in „rächen“ wollen. Dabei kommt es zur Überschneidung mit der Nebenhandlung in der Hayes Ellison Caleb Sykes, einen der Juniors, aus Notwehr erschießt und dann fliehen muss. Das muss der eigentliche Hauptplot sein. Ob er es wirklich ist, kommt dann nicht wirklich rüber. Die Handlung allgemein ist recht oberflächlich, voraussehbar. Der Zuschauer kann nur noch erahnen, ob Ellison geschnappt wird oder wie es hier weitergeht. Alles in allem: langweilig, um es platt auszudrücken. Von einem Film, der wohl um die 50 Millionen Dollar Produktionskosten verschlungen hat, erwartet man mehr.

Filmplakat zur Ankündigung in den USA Quelle: filmstarts.de

Ganz viel von diesem Geld muss auf alle Fälle in die Darstellung der Personen und die Umgebung geflossen sein. Sehr realitätsnah und detailverliebt sind die Kostüme der Figuren, die Möbel, Häuser und Waffen. Hier hat man keine Kosten gescheut, auf wenig Digitales zurückgegriffen, was heutzutage schon ein Lob bringen sollte. Dass die Perspektive der Indianer zu kurz kommt, wie manche Kritiker schreiben, ist wohl richtig, aber ist es auch nötig? Costner, der selbst Regie führte, ist ein Held der 1980er und 1990er Jahre und ein Westernfilmheld. Der traditionelle „Western“ hat nicht die Aufgabe, perspektivisch vollständig zu arbeiten. Dass die indianische Sicht überhaupt in „Horizon“ eingenommen wird, könnte man auch schon als Erfolg sehen.

Was bleibt am Ende? Die gute Nachricht: Costners zweiter Teil der großen Saga kann eigentlich fast nur besser werden. Angeblich ist die Produktion schon abgeschlossen. Die Dreharbeiten waren es schon 2023. Angesichts des ersten Kinoflops war wohl noch ein wenig Zeit, um aus den Fehlern zu lernen. Und dennoch darf man nicht zu viel erwarten. Immerhin geht es um Costners „Lebenswerk“ – und das ist nicht unbedingt vom Kinoerfolg abhängig, sondern vom Schöpfer, Regieanleiter und Produzenten Costner selbst. To be continued, könnte man sagen. Wir hoffen es nicht.

(Hannes Bräu)