Das Oberland gilt in Bayern als traditionelle Region, als eine Bastion der Konservatismus, in der Trachtenvereine, Gebirgsschützen florieren und oft noch Schwarz zur normalen politischen Einstellung gehört. Eine Region, in der alles in Ordnung erscheint, die aber weniger für ihre Innovationen bekannt ist. Ein Blick auf Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenzahlen bestätigen durchaus diese These und dennoch wird sie schon lange von der Realität eingeholt. Nirgendwo sonst muss man sich angesichts einer alternden Gesellschaft und der immer stärker werdenden klimatischen Veränderungen mehr Gedanken um die Zukunft machen. Der Alpenrand als Modellregion für Deutschland und die Region?
Ja, wenn man dem Grundtenor auf der Veranstaltung „GAP forscht für den Raum der Zukunft“ geht. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Klimafrühling“, die in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Bad Tölz-Wolfratshausen mehr als 160 Veranstaltungen zwischen 18.4 bis 5.5.2024 zählte, fanden sich am 29.4 in der Jugendherberge „Mount10“ in Garmisch-Partenkirchen hochrangige Forscher/Wissenschaftlicher ein, um vor und mit dem Publikum über den „Raum der Zukunft“ zu diskutieren. Im Anschluss an die eigentliche Podiumsdiskussion konnte man mit Experten führender Wissenschafts-Institutionen ins Gespräch kommen.

So weit der Plan. In der Realität wurden die Erwartungen an diese Veranstaltung durchaus erfüllt. Mit Prof. Dr. Sami Haddadin (TU München), Prof. Hans Peter Schmid (KIT – Karlsruher Institut für Technologie) und Laura Schmid (Schneefernerhaus) betraten drei renommierte Wissenschaftlicher die Bühne. Dass auch Ex-Skistar Felix Neureuther Platz nahm, war auf den ersten in der Runde etwas ungewöhnlich, aber für die 150 Zuschauer und die Presse brachte er am Ende den ein oder anderen Lacher und er kompensierte teilweise die etwas schwache Moderation durch Dr. Heidi Seibold von Digital Research Academy.

In der gut einen Stunde auf der Bühne gab es durchaus interessante Thesen zu hören, aber auch vieles, was man in den Medien schon seit Jahren Thema ist. Da war Prof. Schmid vom KIT mit seiner Warnung, dass der Klimawandel keine ferne Zukunft sei, „sondern jetzt schon Realität“ ist. Laura Schmidt gab Einblicke in die Arbeit am Schneefernerhaus, der Forschungsstation am Zugspitzplatt. Prof. Haddadin, ein Vorreiter in Sachen KI in der Pflege, mahnte an, dass man sich in Garmisch-Partenkirchen noch mehr auf die Zukunft vorbereiten müsse. Die Gesellschaft altere, die Sommer werden wärmer, die Winter kaum schneereicher. Und ja, da war dann auch Felix Neureuther, der seine allseits bekannten Thesen in einfache Sprache verpackte und u.a. auch ankreidete, dass Projekte auch oft verhindert werden, „weil ein paar Wenige nicht dafür sind“. So sei es bei Projekten beim Klimawandel und auch in anderen Bereichen der Gesellschaft. Neureuther verglich die Tendenz, von Kindern keine Platzierungen und Leistungen mehr zu erwarten, wie es beim neuen Sportabzeichen schon ist, mit der Träge bei Projekten zum Klimawandel. Ein gewagter Sprung. Das Publikum kauft es ihm aber ab. Ansonsten wäre es wohl die Aufgabe der Moderatorin gewesen, noch mehr aus den Diskussionsteilnehmern „herauszukitzeln“. Auch schade: Das Publikum wurde zwar aufgefordert Fragen zu stellen via APP, was auch gut funktionierte, aber auf genau diese teilweise interessanten Fragen wurde dann kaum mehr eingegangen. Hoffentlich kam der ein oder andere im Anschluss an die Diskussion noch zu einer Antwort.
Das Thema an sich hätte es verdient und eines wurde an diesem Abend auch klar: Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen braucht einen „Raum der Zukunft“, eine Vision für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Es bleibt spannend, ob die Politiker aller Parteien dieser Aufgabe gewachsen sind.
(Hannes Bräu)
Ich finde es schön wen mal einen kleinen Ausflug macht.👌🏽
Und mal nicht im Klassenzimmer zu sitzen und Stoff zu machen.👍🏽