Die Zahlen sind erst einmal beeindruckend: 16 Millionen Besucher, fast 800 000 Stunden Arbeitszeit. Allein diese beiden Fakten machen die „Miniaturwunderwelt“ in Hamburg zur Touristenattraktion Nr. 1. Tickets sind schon Wochen vorher ausgebucht, was auch seinen Grund hat: Die Miniaturwunderwelt ist einfach zu beliebt. Eine Überfüllung will man unbedingt verhindern, denn nur dann kann man einen Besuch auf den 1500 m² in der Speicherstadt Hamburg genießen. Was man aber jetzt schon verraten kann: Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle – für Groß und Klein oder auch Alt und Jung. Wir haben für euch eines der meistbesuchten Touristenattraktionen Deutschlands unter die Lupe genommen und exklusive Einblicke auch hinter die Kulissen erhalten.
In der Speicherstadt Hamburg liegt die Miniaturwelt recht versteckt, unscheinbar. Es gibt kaum Parkplätze, eine Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln lohnt sich. Auch sonst gestaltet sich der Eintritt entspannt. Interessant ist: Die „Wunderwelt“ ist fast im Dauerbetrieb. Von 8 Uhr früh bis 0.00 abends ist geöffnet. Auch das eine Besonderheit, denkt man an Personal, Energiekosten, die dadurch benötigt werden oder erst entstehen.


Komplizierte Technik, die aber funktioniert
Der Besucher kann nun entscheiden, welche „Wunderwelt“ er besuchen möchte. Gleich am Eingang empfängt einen „Monaco“, ein „Neubau“ in der Wunderwelt, der durch viele Details und ein Formel 1-Rennen glänzt. Für das ganze Areal gilt: In regelmäßigen Abständen wird es Nacht und auch wieder Tag. Gerade bei Nacht erscheinen die „Wunderwelten“ im Glitzerlicht. Besonders herausragend: Las Vegas. Im Teilabschnitt Amerika startet nicht nur Space-Shuttle, sondern es fahren wie von Geisterhand auch Autos und Lastwagen auf den großen Highways. Eine Magnettechnik, die aber auch Strom braucht. D.h. auch: Im ganzen Wunderland fahren Autos schon vollelektrisch und fahren, um wieder aufgeladen zu werden, wieder an eine Tankstelle hinter den Kulissen. Die Zukunft ist hier schon einsehbar. Und sie funktioniert, so kompliziert alles auch klingt – in der Einsatzzentrale hat jeder den Überblick. Züge, die ausfallen, Flugzeuge, die nicht abheben, Autos, die einfach nicht mehr weiterfahren. Alles kein Problem.


Nicht nur die größte Modelleisenbahn der Welt
Als die Zwillingsbrüder Frederik und Gerrit Braun im Jahr 2000 das Miniaturwunderland gründeten und aufbauen, stand am Anfang vor allem ein Ziel im Fokus: Man wollte die größte Modelleisenbahn der Welt bauen. Heute hat man dieses Ziel schon lange erreicht. Züge fahren auch über die ganze Anlage verteilt und sind, wenn man sich die Organisation hinter den Kulissen anschaut, noch immer die Attraktion schlechthin, auch wenn die Macher der Wunderwelt mittlerweile „aufgerüstet“ haben. So gibt es den schon legendären „Knuffingen Airport“, auf dem pausenlos Maschinen starken. Auch die Technik dahinter ist raffiniert bis genial. Dabei lohnt sich auch eine Tour hinter die Kulissen, die praktisch rund um die Uhr angeboten werden und das System Miniaturwelt erklären bzw. dessen Dimension erst so richtig fassbar machen.
Fast pausenlos wird an einer Erweiterung der Miniaturwelt gearbeitet. Aktuell will man Südamerika ausbauen. Dabei hat man den Karneval in Rio bereits sehr eindrucksvoll dargestellt. Im Verhältnis zu allen anderen Welten ist „Hamburg“ aber immer noch die größte aller Welten geblieben. Tief im Herzen sind die Miniaturwunderländler auch irgendwie Patrioten, getreu dem Motto „Hamburg first“.
Kontrast zur digitalen Welt
Mit oder ohne Kinder – für einen Besuch sollte man viel Zeit einplanen. Unter den 265.000 Figuren gibt es viel zu entdecken. An jeder Ecke sieht man liebevolle Details, Szenen aus dem Alltag, vielleicht auch manchmal Klischees. So bricht der Vesuv in Italien aus und in Bayern darf natürlich die Verhaftung von Klimaaktivisten nicht fehlen. Wer genau hinsieht, der kann auch viele kleine Szenen entdecken, die einen schmunzeln und lachen lassen. Wichtig ist hier aber: Genau hinschauen, verweilen. Das Miniaturwunderland ist vielleicht auch ein Kontrast zur schnelllebigen digitalen Welt der „Reels“ und „Tik Toks“, denn die wirklich interessanten Dinge sieht man nur, wenn man sich Zeit lässt und sich auf die verschiedenen Welten einlässt.






Eine Attraktion für die Ewigkeit
Besonders spektakulär wird es, wenn in der Nacht alle 389.000 LEDs zum Einsatz kommen. Da wird ein Feuereinsatz gleich mal zur Attraktion oder der einsame Lastwagen auf dem US-Highway die einzige Lichtquelle in der Dunkelheit. Die Macher der Miniaturwunderwelt haben etwas für die Ewigkeit geschaffen. Etwas, das man immer ausbauen und neu erfinden kann, das nie wirklich langweilig wird und sich nicht umsonst einer unglaublichen Beliebtheit erfreut.
(Hannes Bräu)