Als an der Realschule im Blauen Land 2023 zum ersten Mal die „Zukunftsnacht“ stattfand, war die Idee dahinter neu. Ganz neu. Ein außerunterrichtliches Bildungskonzept, das „Gaming“ mit Kommunalpolitik verbindet. Es ist genau diese Idee, die dieses Projekt zum „Jackpot“ für alle Beteiligten macht. Auch der Staat hat das erkannt und finanziert diese digitalen Zukunftsnächte Jahr für Jahr aufs Neue. Aber taugt das Projekt auch, um das Interesse pubertierender Jugendlicher für Politik zu wecken?

Konzentriert bei der (Nacht-)Arbeit: Schüler der 9a beim „Bauen“ Foto: Bräu

Konsum steht hoch im Kurs

Eine Frage, die an der Realschule in Murnau noch am ehesten beantwortet werden kann. Man kennt die Ergebnisse der ersten Zukunftsnacht und erwartet dann doch etwas Anderes bei der zweiten. Natürlich fehlten 2024 politische Vertreter vor Ort – auch aus der Jugendvertretung – und auch aus der Führungsriege der Landeszentrale für politische Bildung war diesmal keiner zu sehen. Den SchülerInnen war das sichtlich egal. Angeleitet wurde die Projektnacht wieder von Mirjam Schneider, einer BLZ-Expertin, die gekonnt und bewährt die Zukunftsvorstellungen junger Menschen für Murnau und Umgebung herauskitzelte. Dabei mussten sich die Jugendlichen erst einmal bewusst werden, was ihnen überhaupt fehlt. Interessant hierbei: Sport und Konsum stehen hoch im Kurs. Egal, ob es neue Einkaufmöglichkeiten, Cafés, Sportplätze oder Schwimmanlagen – über den öffentlichen Nahverkehr, die Verkehrslast, die Wohnungsnot wird eher am Rande diskutiert.
Dieser Trend führt sich dann auch im eigentlichen Praxisteil fort, indem die SchülerInnen ihre Ideen innerhalb einer virtuellen Welt auf Basis der Software „Minetest“ bis in die Nacht hinein bauen. Der eine träumt von einer Volleyballarena, die auf Stelzen steht, der andere von einem Schwimmbad und nur selten sind Infrastruktur-Probleme der Region zu erkennen, etwa wenn ein Schüler eine Tram durch Murnau baut.

Bestens ausgerüstet mit eigener Technik: Schüler arbeiten an ihren Utopien Foto: Bräu

In Utopien denken

Abgesehen davon ist es aber erstaunlich, wie zielstrebig und motiviert die Schülergruppen an ihren Projekten arbeiteten, sich untereinander austauschten, auch wirkliche Probleme der Umsetzung in den Fokus nahmen. Dabei war es sichtlich egal, wie utopisch ihre Bauten am Ende schienen. Ein Fakt, den auch Schneider unterstreicht: „Es geht in diesen Nächten nicht darum, die Realität abzubilden oder nur realistisch zu arbeiten, sondern in Utopien zu denken, um das Unmögliche vielleicht möglich zu machen.“

Das Unmögliche möglich machen: Lösungsansätze finden

Die Präsentation der Ergebnisse begeisterte am Ende auch Stephanie Neumeir-Schrank, eine der beiden Jugendreferentinnen des Marktgemeinderats in Murnau, die am Morgen danach auch der Präsentation beiwohnte. Sie betonte nochmal, dass der Markt, insbesondere Bürgermeister Rolf Beuting, offen sei für viele Ideen und man sich jederzeit an die Politik, insbesondere an sie, wenden könne. „Engagiert euch, macht auf euch aufmerksam.“

Mit den besten zwei Präsentationen machen sich Ende Februar 2025 ausgewählte SchülerInnen mit den Organisatoren der Veranstaltung an der RS Murnau, David Kümmel und Hannes Bräu, auf den Weg zur Abschlussveranstaltung nach Rosenheim, wo man mit Kommunalvertretern in Gesprächen weitere Lösungsmöglichkeiten für Zukunftsprojekte besprechen wird. „The future“ ist schließlich nicht nur „yours“ sondern auch „now“, jetzt, hier und Realität.

Präsentation der Minetest-Welten vor Publikum Foto: Bräu

(Hannes Bräu)

Bildergalerie Zukunftsnacht 2025