Nebel. Bedrückende Stimmung. Menschenleer. Schon die Anfahrt mit dem Bus zur KZ-Gedenkstätte Dachau war für die 10. Klassen der Realschule Murnau eine Überraschung. Dort, wo sich sonst Bus an Bus reiht, wo viele hundert Schüler aussteigen und am Ende in Richtung Gedenkstätte gehen, war diesmal: NIEMAND. Ganz allein. Nur wir, zwei Busse und am Ende die Guides, die wir bestellt hattten.
An allem ist natürlich mal wieder Corona schuld. „Die Schulleiter trauen sich nicht, hierher zu kommen“, gesteht einer der Guides, mit dem wir ein kleines Interview führen. „Dabei sind wir auf die Schülerinnen und Schüler angewiesen. Wir brauchen Kundschaft.“ Nicht nur er. Auch das Geschichtsbewusstsein der Deutschen könnte sie brauchen (mehr dazu im Kommentar unterhalb). Vielleicht sind es aber auch die Einschränkungen, die in Dachau gerade die „Kundschaft“ davon abhalten, die Gedenkstätte zu besuchen. So war es nicht möglich die nach gebauten Baraken zu besichtigen. Auch das „Wirtschaftsgebäude“, in dem die Ausstellung befindet, war nur eingeschränkt zu besuchen. Zwei Besucher pro 20 Quadratmeter. Bei Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler ein schwieriges Unterfangen. Und auch das Aufsichtspersonal in Dachau nimmt es mit den Hygieneregeln sehr genau. Nicht, dass wir uns nicht daran gehalten hätten. Ungeachtet der anderen kleinen Gruppen ohne Mund- und Nasenschutz trugen alle Schülerinnen und Schüler der Realschule im Blauen Land selbstverständlich einen. Es gab kein Meckern. Man war es gewohnt. Aber auch nur der geringste Verstoß gegen die Abstandsregeln wurde vom Personal geahndet. Etwas übertrieben, wie wir finden. Der gute Wille war schließlich bei allen vorhanden.
„Die Schulleiter trauen sich nicht, hierher zu kommen.“
Guide bei der führung durch die gedenkstätte

Auch insgesamt acht Gruppen teilte man die zwei Klassen auf. Positiv diesmal: Alle Guides konnten wirklich überzeugen, auch wenn die Führungen diesmal einen anderen Verlauf nahmen und nicht, wie meist, erst einmal durch die Ausstellung führen. Auch der „Bunker“, das ehemalige Lagergefängnis war geschlossen. Und trotzdem bleibt es surreal an einem Ort zu sein, an dem vor ca. 75 Jahren Menschen auf grausame Art und Weise ihr Ende fanden. Ein Ort, den jeder einmal selbst besucht haben sollte, um genau diese Aura selbst zu empfinden.

Kommentar: Dachau ist "systemrelevant" Wenn es im Leben eines bayerischen Schülers einen Pflichttermin gibt, dann führt dieser direkt nach Dachau. Das bayerische Kultusministerium hat an sich vor Jahren den Anspruch gestellt, dass jeder Schüler, der in Bayern unterrichtet wird, irgendwann mal die KZ-Gedenkstätte in Dachau besuchen muss. Sinnvoll. Sehr sinnvoll sogar. In Zeiten wie diesen, in denen Menschen mit Reichsflaggen vor den Reichstag in Berlin ziehen, den gewaltvollen Umsturz unseres freiheitlich-demokratischen Systems propagieren und dabei die dunkelsten Momente unserer Geschichte verharmlosen, muss mehr denn je daran erinnert werden, wohin uns solches Gebargen geführt hat. In Dachau wird der Holocaust, die systematische Ermordnung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten, noch gar nicht in seiner Dimension erfasst. Wer einmal in Buchenwald oder Ausschwitz war, der weiß, was gemeint ist. Trotzdem ist Dachau ein Anfang. Hier wird die "Schule der Gewalt" in den 1930er Jahren systematisch eingeführt. Hier begann alles. Hier endet es mit dem Einzug der Amerikaner im April 1945. Das sollen die Schüler in Erfahrung bringen, ob sie es verstehen, ist wieder eine andere Sache. Normalerweise tummeln sich dutzende Reisebusse auf dem Parkplatz der Gedenkstätte. 2020 ist alles anders. Am vergangenen Freitag (11.09.2020) war unsere Schule allein. Kaum ein Schulleiter traut sich, seine SchülerInnen zu schicken. Womöglich wird ein ganzer Jahrgang Dachau nie zu Gesicht bekommen. "Nicht systemrelevant" wird der ein oder andere entgegnen. Die Gesundheit der Schüler geht vor, sagen die anderen. Mit entsprechenden Konzepten wäre ein Besuch zumindest der Freiflächen auch in diesen schwierigen Zeiten durchaus möglich. Dachau ist ein schulischer Pflichttermin und Schule ist durchaus "systemrelevant". (Hannes Bräu)
Es war wirklich eine coole Erfahrung. Jedoch auch sehr erschreckend wenn man überlegt was dort alles passiert ist, und du jetzt da stehst und vor 60 Jahren dort jemand umgebracht worden ist.
Ich finde aber dennoch war das ganze eine gute Aktion, und finde das man solche Aktionen öfters machen soll
Ich hoffe ich werde nächstes Jahr auch gehen dürfen, nach den Jahren Geschichtsunterricht mit Herr Bräu. So viel über das Thema lernen und dann dort hinfahren und es fühlt sich trotzdem alles nicht echt ein, KRASS
Das ist mit Abstand das spannendste Thema in Geschichte!
Ich hoffe wir fahren dort auch hin. Sowas ist das spannendste Thema in Geschichte. Ich würde mich freuen.
Döner oder Pitarolle was ist eure Meinung?